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Staatsarchiv Wallis – Mediathek Wallis – Walliser Kantonsmuseen
Startseite | Ein günstiges Umfeld für die religiöse Auswanderung
Die Abtei nimmt ab 1607 die ersten ausländischen Kapuziner Missionare auf, die gegen die Verbreitung der reformierten Ideen im Wallis ankämpfen. Später ist die Abtei auch die erste religiöse Walliser Institution, welche einheimische Missionare ins Ausland schickt, um entfernte Länder zu missionieren.
Drei grössere Veränderungen auf weltweiter Ebene tragen dazu bei, dass dieses neue ehrgeizige Projekt möglich wird:
- Erstens verliert die Abtei von Saint-Maurice im Jahr 1798 in der Folge der französischen Revolution und der Einnahme des Wallis durch die napoleonischen Truppen sämtliche Herrscherrechte, von denen einige über tausend Jahre alt sind.
- Zweitens entstehen in Europa mehrere Nationalstaaten, die sich in voller wirtschaftlicher Entwicklung, aber auch in gegenseitiger Konkurrenz befinden. Das führt im 19. Jahrhundert zu Kolonialkriegen, in denen sich diese Staaten die natürlichen Ressourcen grosser Gebiete insbesondere in Afrika und in Asien sichern wollen.
- Drittens stellt die katholische Kirche zur selben Zeit eine Missionsdoktrin auf, deren Zweck in der Missionierung dieser grossen Gebiete liegt, die als heidnisch angesehen werden und die erobert und zivilisiert werden müssen. Die ersten Missionsgesellschaften tauchen in Europa zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf. Sie erleben mit den Kolonialkriegen eine starke Verbreitung und tragen zur Errichtung einer fremden Herrschaft bei. Im Jahr 1822 wird in Lyon das Werk der Glaubensverbreitung gegründet, das anschliessend zum in Rom zentralisierten Päpstlichen Werk der Glaubensverbreitung wird.
Angesichts dieser drei Faktoren - Politik, Wirtschaft und Kirche - wird verständlich, weshalb die Abtei von Saint-Maurice, die im vereinigten und katholischen Wallis nicht mehr über einen legitimen Anspruch auf eine territoriale Ausdehnung verfügt, jetzt ihre missionarische Tätigkeit ausserhalb der Landesgrenzen ausübt.