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1819: Erste Auswanderung nach Brasilien

Die erste grosse transatlantische Auswanderung hat bereits 1819 nach Brasilien stattgefunden.
Die erste grosse transatlantische Auswanderung hat bereits 1819 nach Brasilien stattgefunden.

Teilweise können natürliche Umstände als Gründe für diese Auswanderung angenommen werden: Der Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im Jahr 1815, einer der gewaltigsten je registrierten Ausbrüche, hat sich klimatisch auf den ganzen Planeten ausgewirkt, indem insbesondere die Ernten vernichtet worden sind; drei Jahre später haben Überschwemmungen im Wallis den Tod von 44 Personen in Bagnes und Martinach verursacht. Dieses Ereignis ist mit « débâcle du Giétroz » bezeichnet worden.

Diese dramatischen Umstände erklären die Tatsache, dass die grosse Mehrheit der 160 Walliser, die im Herbst 1819 nach Rio de Janeiro aufbrechen, aus den direkt von der Katastrophe betroffenen Regionen Bagnes, Martinach und Entremont stammen. Im Herbst 1819 reisen insgesamt 2006 Personen aus der Schweiz aus, darunter 830 Freiburger. Die Behörden Brasiliens haben nämlich unter der portugiesischen Kolonialverwaltung mit der Freiburger Regierung einen Besiedlungsvertrag abgeschlossen. Die Auswanderer müssen katholisch sein, die portugiesische Nationalität annehmen und dem König von Portugal die Treue schwören. Als Gegenleistung wird ihnen eine Reiseentschädigung, Land, Vieh und das Recht auf eigene Sklaven zugestanden. Die Schweizer Kolonie erhält den Namen Nova Friburgo.

Die Wirklichkeit entspricht nicht den Versprechen und Erwartungen, denn bereits während der Schiffsreise sterben 16 Walliser an Typhus und Malaria. Erst im Februar 1820 erreichen die letzten Auswanderer ihr Ziel. Rund ein Fünftel der Auswanderer überlebt die Reise nicht und auch nach der Niederlassung sind zahlreiche Todesfälle zu beklagen. Die meisten Auswanderer bleiben nicht lange und verlassen die Kolonie Nova Friburgo, um andere Kolonien zu gründen, in Städte zu ziehen oder in der Armee ihr Glück zu versuchen. Viele von ihnen müssen ihre Eltern im Wallis um Hilfe bitten, nachdem sie sich für die Finanzierung ihrer Reise verschuldet haben.

 

Referenzen

Alexandre CARRON & Christophe CARRON, Nos cousins d’Amérique.  Histoire de l’émigration valaisanne en Amérique du Sud au XIXe siècle (2 Bände), Siders, 1989 und 1990.

Michel SALAMIN, Le Valais de 1798 à 1940, Siders, 1978, S. 100-103.

Martin NICOULIN, La genèse de Nova Friburgo.  Emigration et colonisation suisse au Brésil, Fribourg, 1973.

Patrick WILLISCH, « Das Wallis in Bewegung. Ein Forschungsbericht zur Migrationsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert », in Blätter aus der Walliser Geschichte, 48 (2016), S. 85-172.

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